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(05/06 2019)

Ein Komponist als Vermittler und Brückenbauer!

Ein Komponist als Vermittler und Brückenbauer!

Prof. Dr. Hartwig Frankenberg
Prof. Dr. Hartwig Frankenberg

Klang und Raum: Miro Dobrowolny, der zeitgenössische Komponist, Geiger und Dirigent mit Standbeinen in Düsseldorf und Mönchengladbach, ist ein Musiker, welcher das experimentelle Arbeiten kreativ und freudig zu schätzen weiß. Musik-Labor und Klang-Konzepte sind für ihn bewusst gelebte und geliebte „praktische“ Fragezeichen seiner musikalischen Kunst, die sich für ihn im Dreiklang von Komponieren, Improvisieren und Interpretieren bündelt (www.klangraum61.de).

1959 in Zagreb geboren, studierte er nach seiner Übersiedlung ins Rheinland nicht nur Musik und schlug hier neue Wurzeln. Er bewahrt/e und nutzt/e außerdem die kulturellen, archetypischen und religiösen Güter seiner Herkunft: So erforscht er nicht nur volkstümliche und spirituelle Klänge seiner ursprünglichen Heimat, sondern konzertiert dort auch – seit den 1990er Jahren – immer wieder.

Miro Dobrowolny versteht sich folglich als Brückenbauer zwischen Zeiten und Horizonten, zwischen Kunst- und Musikgattungen. Sein Schaffen umfasst Werke verschiedener Genres, wo sich Solowerke, Kammermusik, Orchesterwerke, Werke für Stimme und szenische Werke (Kammeroper) in seinem Repertoire vereinen. Ihre Komplexität setzt sich aus musikalischen Idiomen unterschiedlichster historischer und gesellschaftlicher Quellen zu einem ganz eigenen Ausdruck zusammen.

So ist es auch kein Zufall, dass ihn Kontraste und absichtliche Normabweichungen faszinieren – im Klang und im Raum. Dazu gehören z. B. sogenannte „Skordaturen“ – eine Praxis nicht temperierter Tonsysteme, wie sie sich an den Küsten Kroatiens erhalten hat. Auch bei der Nutzung des Raumes zu musikalischen Zwecken geht er ungewöhnliche Wege. Eine seiner typischen Konzertformate sind z. B. Aufführungen in stillgelegten Düsseldorfer Kanalisationen, die er mit Mitgliedern seines von ihm gegründeten „ART Ensemble NRW“ bespielt. Was normalerweise als abseitig gilt, fügt sich für ihn mit lichten Tönen und Klängen zu einer symbolischen Gesamtwirklichkeit.

So zeigt die Titelgrafik diesmal eine unterirdische Konzertszene in der Golzheimer Kanalisation. Das Szenario erinnert an „Katakomben“ genannte Jazz- und Kabarettkeller mit ihren innovativen, widerständigen und kritischen Impulsen! Auch deshalb haben wir Miro Dobrowolny am 26.03. in der überirdischen Düsseldorfer Musikbibliothek interviewt und das Gespräch mit ihm im vorliegenden Konzertkalender dokumentiert!

Herzliche Grüße –
Prof. Dr. Hartwig Frankenberg

Editorial

Titelgrafik: Michel Schier, Düsseldorf